Wenn wir wieder Wahrnehmen

was passiert eurer Meinung dann?

Diese Frage wird im Buch gestellt. Und später dann auch von einer Person beantwortet. Ich glaube es gibt ganz viele Antworten darauf.

Für mich ist zuerst wichtig, dass das „Wahrnehmen“ für mich keine ja/nein-Sache ist, sondern das es da viele feingranulare Übergänge und Abstufungen gibt.

Ich bin gerade an einem Ort, an dem mehrere Menschen leben, von denen ich glaube, dass sie üben, möglichst gut wahrzunehmen, hinzuspüren (ich glaube, deshalb auch manchmal liebevoll „Spüris“ genannt). Was passiert hier? Die Menschen sind vielleicht etwas mehr als durchschnittlich im guten Kontakt mit der Welt. Es scheint mir, als wäre es dann leichter auch zu spüren, was heute zu tun ist und was die nächsten passenden Schritte sein könnten.

Das klingt irgendwie fast ein bisschen banal, wenn ich das so hinschreibe. Aber so geht es mir zumindest damit. Vielleicht habt ja ihr anderen, die hier reinlesen, noch andere Gedanken?

Ich bin gerade dabei, das Buch zu lesen. Die Frage habe ich für mich so beantwortet:
Es geht für mich zuerst um Selbstwahrnehmung. Wenn wir mehr spüren, was in uns vorgeht, können wir besser danach leben, was uns gut tut. Wir lernen, worauf wir körperlich reagieren, wir lassen uns mehr Zeit zum Spüren und wir begegnen dementsprechend auch anderen Menschen mit mehr Ruhe und offenem Blick. Wir hetzen nicht durch den Tag und wir beginnen unsere Umwelt wahrzunehmen.
Uns begegnen auf unseren Wegen immer kleine Geschenke. Ich hatte das oft nach oder während Seminaren, die dafür sorgten, dass ich achtsam mit mir umgehe. Die Welt ist voller Wunder, wenn wir lernen, zu vertrauen und wahrzunehmen. Oft vertraue ich noch nicht. Oft übergehe ich mein Bauchgefühl, weil ich nicht gelernt habe, es zu deuten, so dass ich nicht sicher bin in der Deutung. Ich entscheide mit dem Kopf anstatt mit dem gesamten Körper.
Ich denke auch oft, je besser ich wahrnehme, desto mehr Erinnerungen werden bleiben. Viele Tage rauschen an mir vorbei, ohne besondere Wahrnehmung. Das ist für immer verlorene Zeit, denn davon bleibt nichts in Erinnerung. Die Erinnerung wird von bewusster Wahrnehmung gespeist.
Und ich denke oft, dass ich die Wege nicht gut beschreiben kann, weil ich sie nicht wahrnehme, weil ich beim Radeln so oft in Gedanken bin. Ich weiß nicht, wie viele Kastanien meinen täglichen Arbeitsweg säumen, aber inzwischen weiß ich, dass es welche gibt. Bäume sind für mich fühlende Wesen, umso mehr nachdem ich „Die Welt ist Klang“ gelesen habe und ich möchte dem Lebendigen mehr Aufmerksamkeit schenken.